Klosterkirche Reisach
Unsichtbare Rettung: Statische Sicherung der Klosterkirche Reisach
Etwas außerhalb von Oberaudorf liegt das Barockensemble von Kloster und Klosterkirche Reisach – bis 2019 Wohnort der Karmeliten und Ort klösterischen Lebens über mehr als zwei Jahrhunderte. Seither steht das weitläufige Klostergebäude leer und ist Eigentum des Freistaats Bayern. Die Kirche blieb zunächst zugänglich und wurde weiterhin für Gottesdienste genutzt – bis statische Schäden im Gewölbe im Jahr 2020 eine vorsorgliche Schließung erforderlich machten. Auch in Turm, Klostergang und Südbau traten erhebliche Risse auf.
Shortfacts
Bauherr
Staatliches Bauamt Rosenheim
Projektbetreuung
2021 bis 2025
Die Herausforderung
Die gravierendsten Schäden zeigten sich am Tonnengewölbe des Hauptschiffs: Setzungen im Bereich des Gewölbescheitels und teilweise klaffende Risse. Anders als bei vergleichbaren Schadensbildern war hier nicht das allmähliche Auseinanderweichen der Außenwände ursächlich – sondern eine durch einen jüngeren Umbau veränderte Lastabtragung: In den 1970er Jahren war das barocke Dach mitsamt der ursprünglich zwischen Dach und Gewölbe angeordneten Druckhölzer entfernt und durch eine moderne Konstruktion ersetzt worden, die keinen Kontakt mehr zum Gewölbe hatte. Die statische Analyse ergab: Das Fehlen dieser gezielten Abstützung machte das Gewölbe instabil.
Die Lösung
Zur Abwendung einer akuten Gefährdung wurde das Gewölbe zunächst durch ein Raumgerüst notgesichert. Für die dauerhafte Stabilisierung sorgt nun eine Stahlkonstruktion, die das Gewölbe von oben überspannt: Behutsam unter messtechnischer Überwachung vorgespannte Pratzen wirken gezielt auf kritische Punkte des Gewölbes und übernehmen die Funktion der einst verlorenen Stützelemente des historischen Dachwerks. Klostergang, Turm und Südbau wurden durch unauffällig in Mauerwerk und Bodenaufbau integrierte Anker gesichert. Die Maßnahmen stabilisieren das Bauwerk nachhaltig – bleiben für den Betrachter jedoch unsichtbar. Ergänzt wird die Instandsetzung durch ein Monitoring, das die Verformungen des Gewölbes über die nächsten Jahre überwacht.
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